Schmerzen verstehen, Rückenschmerzen, Schulterschmerzen, Knieschmerzen, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen
Schmerzen sind an und für sich etwas Natürliches und jeder Mensch durchläuft in seinem Leben zahlreiche Situationen, in denen er diese Wahrnehmung bewusst erlebt! Er ist daher immer real und in keinem Fall eine Einbildung, da er durch neuro-chemische Prozesse im Gehirn ins Bewusstsein gerufen wird. Schmerz hat primär eine Schutzfunktion, um uns vor Schaden zu schützen. Dabei steht weder die Intensität noch die Häufigkeit einer Schmerzwahrnehmung in Verbindung mit dem Ausmaß einer Gewebsschädigung. Ist jedoch der Schaden abgeklungen, gibt es immer wieder die Situation, dass der Schmerz weiterhin bestehen bleibt und das Nervensystem, welches für die Übertragung von Informationen und somit auch von Schmerz zuständig ist, übersensibel geworden ist und auch bleibt. Auch die Repräsentation im Gehirn wird mit zunehmender Dauer des Schmerzes größer.
Dies kann wiederum verschieden Ursachen haben. Denn Schmerz hat nicht nur mit strukturellem Schaden zu tun wie z.B. bei einer Muskelverletzung oder einem Knochenbruch, auch alle Informationen und Gefühle, die der Körper in der Zeit der Verletzung oder während der Entstehung von Schmerz aufgenommen hat, spielen eine große Rolle! So ist es primär erstmal wichtig, alle Zusammenhänge, die in Verbindung mit dem Schmerz auftreten, für sich selbst wahrzunehmen und idealerweise in einem Schmerztagebuch aufzuschreiben. Als Beispiel können hier Emotionen wie Trauer, Ärger oder Liebeskummer aufgezählt werden. Aber auch Informationen über unsere Sinne spielen eine große Rolle! Alles was wir riechen, hören, sehen, schmecken und fühlen, kann Einfluss auf unser Schmerzempfinden haben und genauso auch Schmerz auslösen. Wichtig ist dabei auch zu unterscheiden, dass wir im Körper keine eigentlichen Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) haben, sondern lediglich Rezeptoren, die chemische Stoffe, Temperatur oder Mechanik (Bewegung) messen! Diese wollen genauso wie der gesamte Körper in einer sogenannten Homöosthase verweilen, das heißt sie wollen keine großen Veränderungen und immer im Gleichgewicht bleiben! Unser Gehirn speichert nämlich alle Informationen, die es mit dem Schmerz aufgenommen hat und auch noch in der Zukunft aufnehmen wird. Somit verbindet das Gehirn einen harmlose Bewegung wie z.B. das Bücken mit einem Schmerz bzw. mit negativer Erfahrung, weil derjenige in der Vergangenheit genau bei dieser Bewegung einen Schmerz erfahren hat. Die Bewegung war quasi zur falschen Zeit am falschen Ort, weil es an und für sich eine sichere Bewegung ist! Man spricht hier von klassischer Konditionierung, da das Gehirn eine harmlose Bewegung mit Schmerz verbunden hat! Und diese Konditionierung bekommt man nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Dies ist auch der Grund, wieso wir uns oftmals fragen, wieso der Schmerz zu ganz unterschiedlich Zeiten kommt oder wieso unser Körper eigentlich kompensiert, sprich Ausweichbewegungen oder ein Schutzhaltung macht! Unser Gehirn plant nämlich gerne im Voraus und arbeitet wie auch der gesamte Organismus sehr ökonomisch und macht nur das Nötigste. Eine Veränderung von Verknüpfungen im Gehirn kostet im Verhältnis enorm viel Energie und das Gehirn kann nicht mehr vorausplanen. Von daher bleiben uns oftmals nach Verletzungen auch noch länger Unannehmlichkeiten!
Schmerzen können außerdem in biopositiv und bionegativ eingeteilt werden. Biopositive Schmerzen sind gerade in Bezug auf Training durch äußere Reize und Widerstände auf unseren Körper aktiv. Viele von euch kennen diesen Schmerzen als Muskelkater nach einem intensiven Training oder als ziehenden Schmerz während Mobilisationsübungen! Dieser Schmerz ist nur von begrenzter Dauer und stellt sich allmählich von selber ein, in dem er durch eine strukturelle Anpassung des Körpers positiv verändert wird.
Im Gegensatz dazu ist der bionegative Schmerz Folge einer zu starken Belastung oder eines tatsächlichen Schadens. Aber auch hier hängt es natürlich wieder individuell von jedem einzelnen ab. Das Nervensystem kann übersensibel reagieren, weil schon länger Beschwerden vorliegen aber auch unsere subjektive Wahrnehmung spiel eine große Rolle. Denn Schmerz ist und bleibt eine Erfahrung, die in unserem Gehirn entsteht!
Die Unterscheidung ist vor allem bei Menschen wichtig, die das erste Mal sportlich aktiv werden, aber auch für diejenigen, die schon länger Schmerzen haben und bei jeglicher intensiveren Belastung Angst haben, dass ihr Körper zu schaden kommt. Denn Angst ist der größte Gegner von Bewegung und Belastung.